Weltmusiken – Musikschule Mitte im Werk9

Weltmusiken 2023
Weltmusiken 2023

Musikschule Fanny Hensel: So klingt Vielfalt

Das Kursangebot der Musikschule „Fanny Hensel“ in Berlin-Mitte ist enorm. Jetzt präsentieren sich zehn verschiedene Ensembles bei einem Konzert.

Die musikalischen Klänge Berlins sind so vielfältig wie seine Bewohner. Daher ist es nicht verwunderlich, dass einige Musikschulen Unterricht jenseits des gewohnten klassischen Instrumentariums anbieten. Was die schiere Vielfalt betrifft, ist die Musikschule „Fanny Hensel“ in Mitte jedoch einzigartig. Die arabische Kurzhalslaute Oud kann hier ebenso erlernt werden wie die indische Sitar, die türkische Saz, die westafrikanische Djembe, vietnamesische Bambusquerflöte, Bandoneon und vieles mehr.

Das Konzert

Das Konzert „Weltmusiken!“ mit Dozenten und Schülerinnen der Musikschule „Fanny Hensel“ findet am 12. Februar um 18 Uhr im WERK9 statt (Markgrafenstr. 26). Der Eintritt ist frei.

Diese wunderbare Klangvielfalt ist am 12. Februar beim Konzert „Weltmusiken!“ zu erleben. Mitten im Herzen Berlins, im Werk9 nahe der Kochstrasse, musizieren Dozierende der Fachgruppe „Weltmusiken“ gemeinsam mit ihren Schüler:innen. Zehn Ensembles werden sich präsentieren, der Eintritt ist frei.

Musiktraditionen aus aller Welt treffen aufeinander

Hautnah kann man so miterleben, wie sehr die oft wenig beachteten Musiktraditionen von Einwanderern aus aller Welt den städtischen Alltag mitgeprägt haben. Berlin ist dabei oft Anziehungspunkt, Zufluchtsort und Inspiration zugleich. Laura Patchen, die beim Konzert auf der Tabla, der indischen Trommel, zu hören sein wird, zog es 1977 nach Berlin. Zufällig lernte die gebürtige New Yorkerin hier den Tabla-Meister Kamalesh Maitra kennen und wurde Schülerin des Wahlberliners. Seit dessen Tod 2005 führt Patchen seine Tradition fort.

Ein langjähriger musikalischer Weggefährte war auch der Akkordeonist und „Klezmerkönig von Berlin“ Jossif Gofenberg, der bis zu seinem plötzlichen Tod im April 2022 an der Musikschule Fanny Hensel unterrichtete. Seine Tradition des jiddischen Gesangs wird hier weiter gepflegt.

Das Interesse an der Musik der anderen ist groß

Hilaneh Nabil, der seine Heimat Syrien 2014 verlassen musste, unterrichtet seit 2017 die Oud, die arabische Kurzhalslaute. Wie viele der Dozent:innen sieht auch er sich als Botschafter einer reichen, aber hierzulande wenig bekannten, Musiktradition. Dafür, so Hilaneh Nabil, sei das multikulturelle Berlin genau der richtige Ort.

Das Interesse an anderen Musiktraditionen ist dabei unabhängig von Nationalität oder Ethnie. Wie der Sitar-Lehrer Sebastian Dreyer anmerkt: „So divers wie die Schüler selbst sind auch ihre Motivationen.“ Musikbegeisterte mit Vorkenntnissen in klassischen Instrumenten sind genauso darunter wie komplette Anfänger, Kinder ebenso wie Senioren. Hilaneh Nabils erster Oud-Schüler war beispielsweise ein 70-Jähriger Deutscher, der ursprünglich Gitarre gelernt hatte.

Aus Nebeneinander wird Miteinander

Die Vielfalt der Schüler:innen bestätigt auch Siddik Doğan, der bereits seit 1986 an der Musikschule unterrichtet. Beim Konzert ist er mit seinem Ensemble auf der Saz, der auch Bağlama genannten traditionellen türkischen Langhalslaute, zu erleben. Der von ihm geleitete Chor, in dem Deutsche gemeinsam mit Albanern, Kurden, Irakern und Syrern singen, wird dazu türkischsprachige Lieder aufführen.

Wichtig ist für Fachgruppenleiter Frank Schneider nicht nur das Nebeneinander, sondern auch das Miteinander verschiedener Musiktraditionen. Beim Konzert bilden deshalb die Dozent:innen als „Masters of Mitte“ ein eigenes Ensemble: Es musizieren unter anderem Jazz-Klarinette, Bandoneon und vietnamesische Wölbbrettzither gemeinsam.

Ähnlich spannend geht es im von Antoine Boecker geleiteten „Fusion Ensemble“ zu, das an der Musikschule als Kurs belegt werden kann und beim Konzert am 12. Februar seinen ersten Auftritt hat. Die Teilnehmenden erlernen hier verschiedene Improvisationstechniken auf ihrem jeweiligen Instrument. Am Ende des Kurses steht ein gemeinsam neu erschaffenes Stück.

Das Konzert „Weltmusiken!“ ist nicht nur ein Beleg der verbindenden Kraft gemeinsamen Musizierens, sondern auch der ganz alltäglichen Vielfalt Berlins.

Wie Frank Schneider enthusiastisch bekennt: „Am wichtigsten ist, dass man zeigt, was alles musikalisch existiert – und es ist nebenan!“

Artikel erschienen beim Tagesspiegel (Tye Maurice Thomas)